Rückblick und Ausblick

auf ein neues Jahr in der arbeitsmarktpolitischen Landschaft in Niederösterreich

Mogendlicher Nebel beim Ökokreis,

Reger Austausch und gute Dynamiken

14 Fach- und Austauschtreffen von Geschäftsführer:innen und Schlüsselarbeitskräften, inspirierende Exkursionen und Betriebsbesuche, eine Vorstandsklausur sowie eine Generalversammlung, Vernetzung mit Mitstreiter:innen und Partnerorganisationen, österreichweite Zusammenarbeit mit den arbeit plus Netzwerken vom Neusiedler- bis zum Bodensee, Austausch mit Entscheidungsträger:innen, Öffentlichkeitsarbeit und umfassende administrative Tätigkeiten waren es, die 2023 den gemeinnützigen Verein arbeit plus – Soziale Unternehmen Niederösterreich geprägt haben. Reger Austausch und gute Dynamiken mit und für Menschen, die vom Arbeitsmarkt benachteiligt werden und für die wir und unsere Mitglieder uns Tag für Tag einsetzen, entstanden zum Beispiel beim Ilse Arlt Symposium, das arbeit plus NÖ gemeinsam mit der FH St. Pölten konzipieren und umsetzen konnte.

2023 war aber nicht nur in arbeitsmarktpolitischer Hinsicht dynamisch: auch in Vorstand und Team von arbeit plus NÖ gab es einige Neuerungen: Unser langjähriges Vorstandsmitglied Johanna Reithner, Projektleiterin der BBE FAIR, wechselte zur Volkshilfe nach Wien, per Jahresende 2023 beendete Ursula Königer (WUK bio.pflanzen) ihre Tätigkeit im arbeit plus NÖ Vorstand. Jürgen Binder, Experte für Digitale Inklusion, wechselte vom arbeit plus NÖ zu GESA. Wir bedanken uns herzlich bei euch, liebe Johanna, Ursula und Jürgen! Ihr habt unser Netzwerk mit eurem Engagement und Einsatz intensiv mitgestaltet!

Als äußerst turbulent erwies sich das 2. Halbjahr 2023 für die Sozialen Unternehmen im Netzwerk von arbeit plus NÖ, sahen sich unsere Mitglieder vor allem damit konfrontiert, wie die “neue Arbeitsmarktstrategie“ in Niederösterreich und die damit einhergehenden angekündigten Einsparungen umzusetzen seien. Förderstopps, Fusionierungen und massive budgetäre Einschnitte für die Sozialen Unternehmen standen im Raum, ein Kahlschlag der Aktiven Arbeitsmarktpolitik in Niederösterreich war zu befürchten – und das mit immensen Auswirkungen nicht nur auf die Sozialen Unternehmen und deren Mitarbeiter:innen selbst, sondern vor allem auch für jene Menschen, die von den Sozialökonomischen Betrieben, den Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekten, den Qualifizierungsangeboten und den Beratungseinrichtungen dabei unterstützt werden, wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Der Austausch unter den Mitgliedern intensivierte sich, gemeinsam setzten wir uns – in enger Kooperation mit arbeit plus Österreich – dafür ein, Entscheidungsträger:innen durch Positionspapiere, Lobbying- und Öffentlichkeitsarbeit die aktuelle, gesellschaftspolitische Relevanz Sozialer Unternehmen zu verdeutlichen.

Wenn sich die Nebel lichten

Die Budgetrede des BM für Finanzen, Magnus Brunner, am 12. Oktober 2023 und die resultierende Bekanntgabe des Arbeitsmarktbudgets durch BM Kocher brachten Entlastung: Das Budget für den Arbeitsmarkt für das Jahr 2024 beträgt 9,35 Mrd. Euro. Davon stehen dem AMS insgesamt 1,42 Mrd. zur Verfügung. Diese Erhöhung gegenüber der angedrohten stark verminderten Summe konnte aufgrund der Auflösung der Arbeitsmarktrücklage erzielt werden, was nun auch eine – im Vergleich zur ursprünglichen Planung – relativ gute Budgetausstattung für das AMS in NÖ ermöglicht.

arbeit plus – Soziale Unternehmen Niederösterreich begrüßt, dass dadurch nun die gesamte Projektlandschaft der sozialintegrativen Unternehmen in NÖ aufrechterhalten werden kann, dass von Fusionierungen und einer Standortverlegung Abstand genommen und somit Facettenreichtum und Diversität der regional gewachsenen, den Bedarfen der Gemeinden angepassten, arbeitsmarktpolitischen Landschaft erhalten bleiben konnten.

Unser Dank gilt all jenen, die sich so intensiv dafür eingesetzt haben, die bestehende, den regionalen Bedarfen angepasste, Landschaft der Sozialen Unternehmen in all ihrer Diversität zu erhalten: den Kunden und Kundinnen, die sich mit Solidaritätsbekundungen für die Sozialen Unternehmen stark gemacht haben, den Bürgermeister:innen, Wirtschaftspartner:innen und anderen politischen Entscheidungsträger:innen, die sich für einen Fortbestand eingesetzt haben. Und nicht zuletzt den Mitarbeiter:innen, die trotz unsicherer Arbeitsbedingungen den Sozialen Unternehmen treu geblieben sind und flexibel auf die Situation reagiert haben.

Prognose: wolkig

Somit konnten sich die düsteren Nebelschwaden am arbeitsmarktpolitischen Himmel in Niederösterreich wieder ein wenig verziehen. Doch leider können wir noch keinen Sonnenschein verlautbaren: die „Entwarnung“ gilt vorerst bis September 2024, danach soll es zu einer Redimensionierung der Angebote, vor allem im Bereich der Transitarbeitsplätze, kommen. Jedenfalls wurde Zeit gewonnen, die es nun gilt, sinnvoll und im Dialog zu nutzen – auch angesichts weiterer Unsicherheiten aufgrund der Budgetverhandlungen nach der Nationalratswahl 2024.

Lt. AMS NÖ Chefin Sandra Kern, die für weitere 6 Jahre in ihrem Amt bestätigt wurde, seien bis dahin „Anpassungen an die Bedarfsentwicklung“ vorzunehmen. Ein Anliegen, das sie mit den Sozialen Unternehmen im Netzwerk von arbeit plus Niederösterreich teilt: auch unseren Mitgliedern ist es ein grundlegendes Bedürfnis, ihre Angebote an den Bedarfen ihrer Zielgruppen auszurichten.

Anpassung an die Bedarfsentwicklung

Soziale Unternehmen wollen effizient und zielgerichtet arbeiten und ihren Klient:innen und Mitarbeiter:innen die Unterstützung bieten, die sie in ihren individuellen Lebenslagen benötigen.

Gleichzeitig wollen sie einen Beitrag dazu leisten, dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, sei es durch Qualifizierungsangebote für Langzeiterwerbsarbeitslose in jenen Branchen, in denen Arbeitskräfte händeringend gesucht werden, oder durch Unterstützung beim passenden Matching zwischen Arbeitsuchenden und potentiellen Arbeitgeber:innen. Auf besondere Expertise seitens der Sozialen Unternehmen kann hierbei besonders in Zukunftsbranchen wie der Kreislaufwirtschaft zurückgegriffen werden, zählen sie doch häufig zu den Pionier:innen in den Berufsfeldern, die heute unter „Green Jobs“ oder „klimarelevante Jobs“ firmieren – inbesondere im niederschwelligen Qualifizierungsbereich.

Spricht man von Bedarfsentwicklung, muss das Augenmerk allerdings nicht ausschließlich auf die Bedarfe der Wirtschaft und der Gemeinden gelegt, sondern – aus dem Selbstverständnis einer Aktiven Arbeitsmarktpolitik heraus – auch auf die Bedarfsentwicklung der primären Zielgruppen der Sozialen Unternehmen gerichtet werden: Nämlich auf die Bedarfe jener Menschen, die vom Arbeitsmarkt benachteiligt werden und die sich sowohl mit strukturellen als auch persönlichen Hürden konfrontiert sehen. Die tagtägliche Erfahrung in unseren Mitgliedsunternehmen zeigt: Arbeitslosigkeit bringt chronische Folgewirkungen hervor, die oft unterschätzt werden und die weit über finanzielle Aspekte hinausgehen. Chronifizierte Folgeerscheinungen von Arbeitslosigkeit manifestieren sich auf psychischer, körperlicher und sozialer Ebene und beeinträchtigen die Handlungsmöglichkeiten der Betroffenen. Psychosoziale Beratung und Wissensvermittlung, die dabei unterstützt, diese Hürden abzubauen, führt zu mehr gesellschaftlicher Teilhabe und stellt somit auch einen wichtigen demokratiepolitischen Aspekt dar.

Gute Wünsche fürs Neue Jahr

Wir wünschen uns, dass die Sozialen Unternehmen mit ihrer Expertise ernst- und von der Wirtschaft als kompetente Partner:innen wahrgenommen werden. Sie stehen für Dialog und Austausch zu Konzepten, die eine Weiterführung der erfolgreichen Arbeit der etablierten Sozialen Unternehmen im Bereich der Aktiven Arbeitsmarktpolitik ermöglichen, bereit. Soziale Unternehmen haben ihre tragende Rolle in den im Regierungsprogramm verankerten Bestrebungen im Kampf gegen Klimawandel und Armut sowie für mehr soziale Sicherheit unter Beweis gestellt und sind bereit, dies auch weiterhin zu tun.

Um dies zu gewährleisten, braucht es allerdings Planungssicherheit und adäquate Rahmenbedingungen für Soziale Unternehmen. Wir wünschen uns mehrjährige Verträge, die längerfristige Planung und eine, aktuellen Dynamiken entsprechende Entwicklung erlauben.

Wir bedanken uns bei all jenen, die im vergangenen Jahr den Weg in Richtung “Gute Arbeit für Alle” beschritten haben: bei unseren Mitgliedern, dem gesamten arbeit plus Team und unseren Wegbegleiter:innen – und freuen uns auf ein gemeinsames

SONNIGES 2024! ☀️