„Initiative Sprungbrett“ mit der Expertise Sozialer Unternehmenerfolgreich und nachhaltig gestalten

arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich begrüßt die Pläne der Regierung zur „Initiative Sprungbrett“,
die 50.000 Langzeitarbeitslose wieder in Beschäftigung bringen soll. Angesichts der historischen
Krise am Arbeitsmarkt ist ein solches Programm dringend notwendig. Die Förderung von Qualifizierung,
wie in der Corona-Joboffensive umgesetzt, trägt zwar wesentlich dazu bei, die Chancen auf
gute Erwerbsarbeit zu verbessern und den Strukturwandel am Arbeitsmarkt mit Auf- und Umqualifizierung
zu begleiten. Zusätzlich braucht es allerdings Beschäftigungsprogramme und begleitende Unterstützung
für arbeitsmarktferne Zielgruppen.

Geförderte Beschäftigung ist ein geeignetes und erprobtes Instrument, um insbesondere langzeitbeschäftigungslosen
Menschen neue Perspektiven zu geben. Angesichts der derzeitigen Situation
braucht es eine Bündelung der Kräfte aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft, um zielführende
Strategien zu erarbeiten und umzusetzen. Die Sozialen Unternehmen von arbeit plus beraten, qualifizieren
und beschäftigen langzeitbeschäftigungslose Menschen seit über 35 Jahren am Weg zurück in
den Arbeitsmarkt. Als diese Expert*innen erlauben wir uns, folgende Empfehlungen für eine erfolgreiche
Umsetzung der „Initiative Sprungbrett“ – aber auch darüber hinaus – für eine nachhaltige Arbeitsmarktpolitik
abzugeben.

  • Vorgeschaltete und begleitende Betreuungs- und Beratungsmaßnahmen durch Soziale Unternehmen
    für nachhaltigen Arbeitsmarkterfolg
    Die Erfahrung aus früheren Programmen geförderter Beschäftigung, die auch Kommunen
    und Unternehmen zugänglich waren, zeigt, dass viele Arbeitgeber*innen weder über ausreichende
    Ressourcen noch die entsprechende Expertise verfügen, um langzeitarbeitslose Menschen
    gut in den betrieblichen Alltag zu integrieren. Die bestehenden Problemlagen von arbeitsmarktfernen
    Zielgruppen werden oftmals unterschätzt (gesundheitliche Einschränkungen,
    psychosoziale Probleme, etc.). Daher ist Beratung und Betreuung vor und während der
    Förderdauer eine notwendige Begleitmaßnahme. Die Sozialen Unternehmen im Beratungsund
    Betreuungsbereich können auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen und mit dieser Begleitung
    Unternehmen, Kommunen und die Beschäftigten unterstützen. Evaluationen sowohl
    der Aktion 20.000 als auch des Programms „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ in Deutschland haben
    deutlich gezeigt, dass die begleitende Beratung der vormals Langzeitarbeitslosen ein bedeutender
    Faktor für deren anschließenden nachhaltigen Arbeitsmarkterfolg war.
  • Älteren Arbeitsnehmer*innen guten Abschluss ihrer Erwerbslaufbahn in Sozialen
    Unternehmen ermöglichen
    Ein großer Teil der über 60-Jährigen Arbeitslosen ist langzeitarbeitslos. Für Menschen, die
    kurz vor der gesetzlichen Alterspension stehen, ist eine Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt
    in vielen Fällen nicht mehr möglich. Für sie braucht es Angebote, die ihnen einen guten
    Abschluss ihrer Erwerbskarriere ermöglichen. Mit verbesserten Rahmenbedingungen
    (etwa Verlängerung der Kombilohn-Beihilfe, der Aktivierung passiver Mittel des AMS oder
    einer Kofinanzierung der PVA) wären Pensionstransitstellen dafür ein geeignetes Instrument.
    Die Sozialen Unternehmen können dafür Kapazitäten aufbauen und bringen die notwendige
    Expertise mit: rund 5.000 Plätze für die derzeit ca. 12.000 über 60-jährigen Langzeitarbeitslosen
    könnten österreichweit in kurzer Zeit geschaffen werden.
  • Regionale Expertise der Gemeinnützigen und Sozialen Unternehmen
    Kommunen werden durch die steigende Langzeitarbeitslosigkeit vor besondere Herausforderungen
    gestellt. Eine immer größere Anzahl von Menschen, die dauerhaft vom Erwerbsleben
    und den damit verbundenen Teilhabechancen ausgeschlossen sind, gefährden den sozialen
    Zusammenhalt. Insofern ist es sinnvoll, auch sie in die Gestaltung der „Initiative Sprungbrett“
    miteinzubeziehen. Für eine erfolgreiche und nachhaltige Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit
    wird es aber notwendig sein, alle relevanten Akteur*innen zu vernetzen und Kräfte zu
    bündeln. Genau diese Vernetzungsarbeit kann von arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich
    und den neun Landesnetzwerke von arbeit plus geleistet werden. Die Sozialen Unternehmen
    sind zudem in den Regionen, in denen sie tätig sind, verankert und gleichzeitig österreichweit
    vernetzt.
  • EB-Förderung auch für gemeinnützige Organisationen im Rahmen der Initiative Sprungbrett
    möglich machen
    Die wichtigste Zielgruppe der Initiative sind wohl gewinnorientierte Wirtschaftsunternehmen.
    Das kann mit den oben formulierten Begleitmaßnahmen sinnvoll sein. Gleichzeitig müssen
    aber angesichts der angespannten Situation am Arbeitsmarkt alle Akteur*innen miteinbezogen
    werden. Gemeinnützige Organisationen werden aufgrund ihrer Rahmenbedingungen
    (Gemeinwohlorientierung ohne Gewinnerzielungsabsicht, knappe Budgetausstattung) zu
    den gleichen Konditionen der profitorientierten Wirtschaftsunternehmen aber nur sehr eingeschränkt
    teilnehmen können. Daher ist es wichtig, die Lohnkostenförderung an ihre Möglichkeiten
    anzupassen, beispielsweise durch eine Ko-Finanzierung der Länder.

Die „Initiative Sprungbrett“ zum Sprungbrett in eine sozial-ökologische Zukunft
machen
Arbeitsmarktpolitik mit relevanten Querschnittsthemen verzahnen: Für Mensch und Umwelt
50.000 Langzeitarbeitslose sind nur ein gutes Viertel der aktuell Langzeitbeschäftigungslosen. Es wird
auch darüber hinaus Angebote brauchen, insbesondere für Menschen, die bereits vor Ausbruch der
Corona-Pandemie ohne Job waren. Dabei handelt es sich oft um Menschen mit unterschiedlichen,
häufig multiplen Problemlagen, etwa Ältere oder Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen.
Besonderes Augenmerk sollte aktuell auch auf junge Menschen und Frauen gelegt werden, die von
der Corona-Krise am Arbeitsmarkt überproportional betroffen waren. Eine zukunftsgerichtete Arbeitsmarktpolitik
muss jetzt mit einer strukturellen Verbindung von relevanten Bereichen beginnen
und neue Programme gestalten.

Angesichts der Klimakrise ist es wesentlich, genau darauf zu achten, welche Jobs mit öffentlichen
Geldern gefördert werden. Wir empfehlen eine strukturelle Verzahnung der Arbeitsmarktpolitik mit
relevanten Querschnittsthemen wie Gesundheit, Gleichstellung, Soziales, Umwelt und Digitalisierung.
Die „Initiative Sprungbrett“ kann hierbei ein erster Impuls für neue Jobs und Modelle sein, die
Mensch und Umwelt zugutekommen. Diese müssen zukunftsfähig sein und eine langfristige Perspektive
bieten. In der Pflege, dem Reparatur- und Reuse-Bereich/ Kreislaufwirtschaft, aber auch in Feldern
wie sanfter Tourismus, Mobilität, Alltagsbegleitung etc. gibt es viele (neue) Möglichkeiten. Ein
Augenmerk sollte dabei auch auf guten Arbeitsbedingungen und Kooperationen zwischen unterschiedlichen
Akteur*innen liegen. Soziale Unternehmen setzen bereits in vielen Bereichen sozial-ökologische
Innovationen in der Beschäftigung und Qualifizierung von langzeitarbeitslosen Menschen
um. Sie können im Rahmen der „Initiative Sprungbrett“ und darüber hinaus, Projektideen und Beratung
für die Umsetzung anbieten.

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