Soziale Unternehmen: Mehr als nur Jobvermittler

Studie bestätigt positiven Schub für Social Skills von langzeitarbeitslosen und arbeitsmarktfernen Menschen.

St. Pölten – Welchen Nutzen und welche Wirkungen haben die Sozialintegrativen Unternehmen (SIU) in Niederösterreich? Diese zentrale Frage steht im Mittelpunkt einer Studie, die vom NPO&SE Kompetenzzentrum der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) durchgeführt wurde. Analysiert wurden die gesellschaftlichen und ökonomischen Wirkungen von 27 Sozialen Unternehmen in Niederösterreich. Das wichtigste Ergebnis vorweg: Jeder Euro, der in Sozialintegrative Unternehmen investiert wird, kommt als positive gesamtgesellschaftliche Wirkung mehr als doppelt zurück und schafft in Geldwert umgerechnete Wirkungen von 2,10 Euro. „Den größten Nutzen der Investitionen in die SIUs haben laut Studie genau jene Menschen, die dort bei ihrem Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt unterstützt werden. Das heißt die Wirkung der SIUs ist punktgenau„, betont Ursula Königer, Vorstandsmitglied des nöb.

Strukturierter Alltag bringt mehr Sinn und Stabilität im Leben
Besonders deutlich wird durch die Studie auch: Sozialintegrative Unternehmen sind weit mehr als nur Jobvermittler. Denn die positiven Auswirkungen auf die Personen, die in den SIUs beschäftigt sind, stärken auch deren Persönlichkeit und Social Skills. Wichtiges Element dabei ist die Veränderung ihrer Alltagsstruktur. In Interviews mit Betroffenen, die im Rahmen der Studie durchgeführt wurden, wird klar: Einer Beschäftigung nachgehen zu können strukturiert den Tag und stiftet Sinn und Stabilität im Leben.

Neue soziale Netzwerke stärken Persönlichkeitsstruktur
Erwerbslose Personen verlieren soziale Kontaktfelder und damit auch die Fähigkeit der Zusammenarbeit. Die Integration am Arbeitsplatz in den SIUs fördert den sozialen Austausch und schafft zusätzliche Interaktions- und Kommunikationsmöglichkeiten. Das bedeutet: „Das Zurückfinden in den Arbeitsprozess nimmt für die Betroffenen oft einen gleich hohen Stellenwert ein wie das Eingebundensein in neue soziale Netzwerke. Auch Freundschaften tragen dazu bei, dass die Personen eine neue Stabilität in ihrem Leben erfahren„, meint Königer.

Zunahme von Eigeninitiative und Verantwortungsbewusstsein
Eine zentrale Rolle, um die Integration in den ersten Arbeitsmarkt wieder zu schaffen, spielen arbeitsmarktspezifische Fertigkeiten und Fähigkeiten, so genannte „soft skills„. Das Wegfallen von beruflichen Erfahrungen kann eine Verminderung der Handlungskompetenz zur Folge haben und das Selbstvertrauen in das eigene Können schwächen. Personen, die lange Zeit aus dem Erwerbsleben ausgeschlossen wurden, profitieren daher in hohem Maße von jenen Kompetenzen, die durch die Beschäftigung in den SIUs (wieder) erworben werden. Darunter fallen neben dem Verstehen und Umsetzen von Arbeitsanweisungen insbesondere der Erwerb von fachlichen Kompetenzen sowie das Erlernen eines sorgfältigen Umgangs mit Arbeitsmitteln. Die Daten der Studie zeigen hier klar: Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein und auch Selbstständigkeit der betroffenen Personen nehmen eindeutig zu.

Gesteigertes Selbstbewusstsein
Auch das Gefühl der Nutzlosigkeit nimmt durch die Beschäftigung in einem SIU ab. Das Selbstwertgefühl wird gesteigert, das Selbstbewusstsein erhöht sich. In diesem Zusammenhang wird – auch das zeigen die Ergebnisse der Studie – der Selbsteinschätzung eine hohe Bedeutung zugeschrieben. Das Wissen über eigene Fähigkeiten, Stärken und Schwächen ist wichtig, um sich im Arbeitsprozess zurechtzufinden und zu eruieren, welche Berufsmöglichkeiten künftig in Erwägung gezogen werden können. „Mit dieser Studie ist Niederösterreich in absoluter Vorreiter. Die Ergebnisse machen auch klar, dass das Potenzial von SIUs noch lange nicht ausgeschöpft ist„, erklärt Königer.

Weitere Infos zur SROI-Studie inklusive Fotos von der Studien-Präsentation finden Sie hier:
http://www.quasi-noe.at/