Internationaler Frauentag 2023

Alle 31 Mitgliedseinrichtungen im Netzwerk von arbeit plus Niederösterreich unterstützen Frauen beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Einige davon richten sich explizit an Frauen. Anlässlich des Internationalen Frauentages, der alljährlich am 8. März zu Solidarität und Gleichstellung aufruft, möchten wir diese Projekte vor den Vorhang holen.

Projekte, die Frauen gezielt fördern, sind nach wie vor unerlässlich

Strukturelle Hindernisse, die (Langzeit-)Erwerbsarbeitslose an der Aufnahme einer Beschäftigung hindern, treffen nämlich Frauen oft ganz besonders: so etwa mangelnde öffentliche Verkehrsanbindung, ein unzureichendes Angebot an Kinderbetreuungsplätzen oder die Tatsache, dass Care-Arbeit nach wie vor zum Großteil alleinig auf den Schultern der Frauen lastet. Sie leisten einen Großteil der unbezahlten Sorgearbeit – und können somit häufig keiner bezahlten Erwerbsarbeit nachgehen.

Stereotype Rollenbilder

Stereotype Rollenbilder führen nicht nur zu einer ungleichen Verteilung von Sorgearbeit. Sie haben auch zur Folge, dass Frauen überdurchschnittlich oft in schlecht bezahlten Berufen und unterdurchschnittlich häufig in Führungspositionen zu finden sind. Die Konsequenzen dieser Benachteiligung sind weitreichend: Weniger Einkommen, geringere sozialstaatliche Absicherung und ein höheres Risiko von Altersarmut.

Eine eigene, gute Arbeit zu haben bedeutet auch Unabhängigkeit, eigene Entscheidungen treffen zu können und Chancen auf Selbstverwirklichung zu haben

Maria Nirnsee, Geschäftsführerin von arbeit plus Niederösterreich

Folgende Projekte im Netzwerk von arbeit plus Niederösterreich empowern und stärken insbesondere Frauen auf ihrem Weg (zurück) in den Arbeitsmarkt:

Frauenprojekte im Netzwerk von arbeit plus NÖ

fairwurzelt


fairwurzelt bietet Frauen ein zeitlich befristetes Dienstverhältnis unter fairen Bedingungen. Durch sozialpädagogische Beratung, Berufsorientierung und Bewerbungscoaching, berufsspezifische Praktika, Gruppenschulungen und fachliche Qualifizierung bereitet fairwurzelt die Teilnehmerinnen an zwei Standorten, in St. Pölten und in Neidling-Afing, auf die Arbeitswelt vor. Die Frauen arbeiten u.a. im Kräutergarten und produzieren dort Tees, Kräutersalze und die weit über die Landesgrenzen auch in der Gastronomie beliebte Bio-Suppenwürze. Mit ihren nachhaltigen, ökologischen Produkten aus lokaler, umweltschonender Produktion leisten die Frauen auch einen wichtigen Beitrag gegen den Klimawandel. Beim Ab-Hof Verkauf oder beim Besichtigen des „Natur im Garten“ Schaugartens kann man sich von der wertvollen, wichtigen und wirksamen Arbeit von fairwurzelt überzeugen!

Darüber hinaus werden im Projekt auch kreative Upcycling-Deko-Produkte gefertigt und Auftragsarbeiten – wie etwas Massensendungen, Verpackungs-, Sortier- und Etikettierarbeiten oder die Endfertigung von Werbegeschenken – übernommen. Und natürlich steht, wie im Bild oben zu sehen, eine ganze Rasenmäherflotte bereit: die Frauen bei fairwurzelt sind nämlich auch in der Garten- und Grünraumpflege aktiv und übernehmen Aufträge für Privatkund:innen, Firmen und Gemeinden.

Nachdem die Verweildauer im – von AMS Niederösterreich und Land Niederösterreich finanzierten – Sozialen Unternehmen beschränkt ist, versteht es fairwurzelt als eine seiner grundlegenden Aufgaben, nicht nur die Frauen bei der Arbeitsuche aktiv zu unterstützen, sondern arbeitet auch intensiv mit Unternehmen zusammen, um ein bestmögliches Matching zwischen Arbeitsuchenden und künftigen potentiellen Arbeitgeber:innen zu ermöglichen. So können etwa Unternehmen nicht nur von der Beratung durch die sogenannten „Outplacerinnen“ profitieren, sondern Bewerberinnen auch im Rahmen eines Praktikums kennenlernen.

Frauenakademie Pascalina

in Stockerau begleitet Frauen aller Altersgruppen auf ihrem Weg in den beruflichen (Wieder-)Einstieg. Konkret bietet die Bildungs- und Beratungseinrichtung hochqualitative fachliche Ausbildung in kaufmännischen Bereichen (Büro, Handel, Buchhaltung und Personalverrechnung), im IT-Bereich sowie Ausbildungen zur Kinderbetreuerin / Kindergartenassistentin und zur NÖ Kindergruppenbetreuerin an.

Teilnehmerinnen des vom AMS Niederösterreich finanzierten Angebotes können individuelles Bewerbungscoaching mit zielgerichteter Unterstützung für die Arbeitsuche in Anspruch nehmen. 

lebmit & bunttex

in Gmünd wird ebenfalls vom AMS Niederösterreich finanziert und ist im Lebensmittel- und Textilbereich tätig und begleitet Frauen bei der Integration in den Arbeitsmarkt.

lebmit – bunttex Einzelhandel bietet nicht nur den Verkauf von Lebens- und Reinigungsmitteln sowie Hygieneartikeln im Ortszentrum – das gemütliche, im Geschäft befindliche Café ist auch Treffpunkt für Menschen aus Gmünd, die ein freundliches Miteinander schätzen. Zudem zählt ein bequemer Zustellservice zu den hochgeschätzten Angeboten des Sozialen Unternehmens. Mit dem Jausen- und Brötchenservice werden Firmen und Privatkund:innen zu besonderen Anlässen oder auch Tag für Tag mit frischen Schmankerln verwöhnt.

In der textilen Fertigung werden Auftragsarbeiten für regionale Unternehmen ausgeführt, Upcycling-Produkte, wie Yogamatten oder schicke Taschen gefertigt, und – ganz besonders: im Bereich „manschette & kragen“ kann man sich sogar ganz individuelle Maßhemden und -blusen nähen lassen!

Im unweit gelegenen Se­cond Hand­ Shop von lebmit & bunttex können Kund:innen nicht nur gut erhaltene, saisonale Kleidung, Dekorationsobjekte oder Spielzeug zu günstigen Preisen einkaufen, sondern dort auch Bügelwäsche und Gewand für die Änderungsschneiderei abgeben. Auch Warenspenden werden gerne angenommen.

LIMA Frauenprojekt

in Lilienfeld ist ein gemeinnütziges Soziales Unternehmen, das in den Bereichen Feinkost und Lohnarbeit tätig ist. Im Geschäft können Frisch- und Trockenwaren des täglichen Bedarfs, Feinkost, frisches Obst und Gemüse, regionale Backwaren, Trafik-Waren, Geschenkartikel, u.v.m. erstanden – und bei Bedarf sogar zugestellt – werden. Zudem bietet LIMA einen Brötchen- und Jausenservice, stellt Feinkost-Platten zusammen und sorgt mit den beliebten „Riesenbrezeln“ für schmackhafte Verpflegung bei Firmenfeiern und privaten Veranstaltungen.

Frauen, die es schwer haben, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, werden im – vom AMS Niederösterreich finanzierten Projekt – praxisorientiert ausgebildet und befristet beschäftigt.

Luna Frauenbeschäftigungsprojekt

Wohnungen reinigen, Kleidung reparieren, ein Bügelservice sowie der Verkauf von Marmeladen & Co. aus eigener Produktion gehören zur Angebotspalette des Sozialen Unternehmens Luna in Hollabrunn. Sowohl beim Besuch des online-Shops als auch vor Ort eröffnet sich eine ganze „Kulinarikwelt“ mit regionalen Bio-Köstlichkeiten wie Kräutersalzen, Senfkreationen oder Sirupen. Frauen erhalten durch ihre Mitarbeit im vom AMS Niederösterreich und Land Niederösterreich finanzierten gemeinnützigen Beschäftigungsprojekt die Chance auf eine befristete Arbeitsstelle, die ihnen den Weg (zurück) ins Erwerbsleben erleichtert

Nesib Frauen

in Neunkirchen bietet seinen Kund:innen Wäscheservice, eine Schneiderei und einen Shop, in dem Produkte aus Dirndlstoffen angeboten werden. Nesib übernimmt auch Textilstickerei-Aufträge sowie Näh-Projekte, Änderungen und Serienaufträge für Firmen und Privatpersonen.

Das Gemeinnützige Beschäftigungsprojekt wird vom AMS Niederösterreich und Land Niederösterreich finanziert und unterstützt arbeitsmarktferne Frauen* mittels Arbeitstraining und Beratung beim dauerhaften (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben. Was nicht unerwähnt bleiben sollte: gemeinsam mit dem Dirndlverein Schwarzatal haben die Frauen nicht nur das original Schwarzataler Dirndl revitalisiert – sie sind auch Preisträgerinnen des vorjährigen nachhaltig.Dirndl-Wettbewerbes der Volkskultur Niederösterreich!

unida services

Für Kund:innen bietet unida services in Amstetten einen Second Hand Shop sowie gastronomische Angebote im unida café und im Rahmen des unida catering. Im Second Hand Shop steht hochwertige, saisonale Damenmode aus Kommissionsware zum Verkauf, das unida café bietet neben vegetarischen und veganen Mittagstisch-Schmankerl hausgemachte Kuchen in freundlicher Atmosphäre.

Das gemeinnützige Beschäftigungsprojekt begleitet Frauen bei ihrer beruflichen Integration in Form von zeitlich befristeter Beschäftigung, begleitet von Qualifizierungs- & Berufsorientierungsangeboten sowie sozialpädagogischer Unterstützung und wird vom AMS Niederösterreich und Land NÖ finanziert. Die Frauen bei unida orientieren sich in ihrer Arbeit am dem sogenannten „FISH“ Motivations-Prinzip – der daraus resultierende wertschätzende Umgang ist sowohl für Mitarbeiterinnen als auch Kundinnen in Café und Second Hand Laden spürbar!

zb zentrum für beratung, training & entwicklung: Frauenberufszentren

Drei vom AMS Niederösterreich finanzierte Frauenberufszentren bilden einen wesentlichen Part von zb – zentrum für beratung, training & entwicklung. Mit Standorten in Krems, Schwechat und St. Pölten bieten die FBZs Workshops, Einzelberatungen, Peergroups, Praktika, externe Weiterbildungen, u.v.m. – sowohl online, als auch in Präsenz. Die Beraterinnen fördern durch prozessorientierte psychosoziale Beratung die Vertiefung sozialer und persönlicher Kompetenz, unterstützen bei der Entwicklung von tragfähigen Zukunftsperspektiven und helfen bei der Erstellung von mittel- und langfristigen Bildungsplänen – und stellen Tag für Tag unter Beweis, dass #BeratungWirkt!

Verein Hebebühne: FiT – Frauen in Handwerk und Technik

An zwei Standorten des Vereins Hebebühne, in Krems und Tulln, werden Frauen im Rahmen des AMS-finanzierten Programmes FiT – Frauen in Handwerk und Technik dabei unterstützt, sich in einem technischen oder handwerklichen Beruf zu erproben. Frauen werden ermutigt, ihre handwerklichen und technischen Kompetenzen zu erkennen, dahingehende Qualifizierungen zu erlangen und somit auch in Berufsfelder mit unterrepräsentiertem Frauenanteil vorzudringen. Denn dort sind die Löhne und Gehälter meist höher als in traditionellen sogenannten „Frauenberufen“ – eindringlich zu vergleichen im FiT-Gehaltsrechner des AMS.

Die Initiative Niederösterreich

Neben der gemeinnützigen Arbeitskräfteüberlassung von Männern und Frauen und deren Beratung hat das neue arbeit plus Niederösterreich Mitglied ein spezielles Angebot, das sich explizit an Wiedereinsteigerinnen richtet. Sie finden an 3 Standorten (in Korneuburg, St. Pölten und Mödling) Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung, bei Bewerbungen und beim richtigen Matching mit potentiellen Arbeitgeber:innen und können in Form der gemeinnützigen Arbeitskräfteüberlassung der Initiative NÖ ihre künftigen Arbeitgeber:innen kennenlernen. Auch dieses Angebot wird vom AMS Niederösterreich finanziert.

AMS bekennt sich zu Frauenförderung

Anlässlich der Bekanntgabe der aktuellen AMS NÖ Zahlen für Februar 2023 bekennt sich das AMS erneut zu überproportionaler Frauenförderung. arbeit plus Niederösterreich begrüßt dieses Bestreben, zumal wir aus der tagtäglichen Arbeit Sozialer Unternehmen in unserem Netzwerk wissen: Frauen sind nach wie vor stark strukturell am Arbeitsmarkt benachteiligt!

Solange eine Gleichstellung von Männern und Frauen am Arbeitsmarkt nicht erreicht ist, hat das Arbeitsmarktservice das Ziel, jobsuchende Frauen verstärkt zu unterstützen.

stv. GF des AMS NÖ Sandra Kern (“Aktuelles vom niederösterreichischen Arbeitsmarkt”, Februar 2023)

Diese schlägt sich sowohl in den Sozialen Unternehmen, die sowohl Männer als auch Frauen beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt unterstützen, als auch in frauenspezifischen Angeboten nieder.

Weitere Angebote für Frauen

Eine Übersicht über alle Angebote der Frauenberufszentren in ganz Niederösterreich, von A wie Amstetten bis Z wie Zwettl findet sich auf der AMS Website “Adressen für Frauen”.

Ein weiteres wichtiges Projekt im Kontext Frauen & Arbeitsmarkt in Niederösterreich ist jenes des Gewaltschutzzentrums in St. Pölten. Mit Perspektive:Arbeit werden gewaltbetroffene Frauen beim Einstieg bzw. Wiedereinstieg in das Arbeitsleben und bei schwierigen Situationen am Arbeitsplatz unterstützt. Perspektive:Arbeit wird vom AMS Niederösterreich finanziert und soll den Weg gewaltbetroffener Frauen in deren ökonomische Selbstständigkeit bestmöglich zu unterstützen.

Zahlreiche Beratungsstellen in Niederösterreich richten ihre Angebote allgemein an Mädchen und Frauen, manche Beratungsstellen haben sich auf bestimmte Zielgruppen und Schwerpunkte (arbeitsmarktpolitische Beratung, Wohnungs- bzw. Obdachlosigkeit, Gewalt) spezialisiert. Die Website des Netzwerkes der österreichischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen bietet eine umfassende Übersicht. Apropos: In Vorfeld des Internationalen Frauentages 2023 treten arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich, das Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen, der Verein sprungbrett und ABZ* AUSTRIA gemeinsam für ein radikales Umdenken und politische Maßnahmen zur tatsächlichen Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit ein.

Werdet Teil der Bewegung für eine gerechte Arbeitswelt!

Wir möchten euch einladen, diese Projekte dadurch zu unterstützen, dass ihr ihre Dienstleistungen in Anspruch nehmt und ihre Produkte erwerbt. Oder bei der Personalauswahl die kompetente Unterstützung beim Matching “Arbeitsplatz – künftige Arbeitnehmerin” in Anspruch nehmt!

So unterstützt ihr strukturell benachteiligte Frauen und werdet Teil unserer gemeinsamen Bestrebungen für mehr Gleichstellung und Gendergerechtigkeit!

© canva Tjut Mario