Der Wald als Arbeitsplatz

Am 21. März wird alljährlich der Internationale Tag des Waldes, der Ende der 1970er Jahre durch die Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurde, gefeiert. Er macht auf die ökologische und gesellschaftliche Bedeutung der Wälder aufmerksam und setzt ein Zeichen gegen die voranschreitende globale Entwaldung.

Doch was hat das mit Sozialen Unternehmen zu tun?

Menschen, die sich mit unterschiedlichen Hemmnissen bei der Arbeitsaufnahme konfrontiert sehen, bieten Soziale Unternehmen Unterstützung beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Dies geschieht in Form von psychosozialer Beratung, Qualifizierung und geförderter Beschäftigung.

Für einige Soziale Unternehmen im Netzwerk von arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich sind Wälder nicht nur Erholungs- sonder vor allem auch die Arbeitsorte ihrer Mitarbeiter:innen: In der Datenbank Sozialer Unternehmen von arbeit plus Österreich finden sich unter dem Suchbegriff Wald insgesamt 10 Sozioökonomische Betriebe und Gemeinnützige Beschäftigungsprojekte. Sie beschildern Waldwege neu, führen Aufforstungsarbeiten im Auftrag von Gemeinden durch, säubern Gewässerläufe, platzieren Insektenhotels, betätigen sich in der Neophytenbekämpfung, erledigen Schwendarbeiten u.v.m. und achten auf nachhaltige Nutzung des Werkstoffes Holz.

Fünf davon befinden sich in Niederösterreich. Diese Sozialen Unternehmen im Netzwerk von arbeit plus – Soziale Unternehmen Niederösterreich tragen nicht nur dazu bei, dass vormals Langzeiterwerbsarbeitslose wieder am Arbeitsmarkt Fuß fassen können: Sie leisten mit ihrer wichtigen, wertvollen und wirksamen Arbeit auch einen grundlegenden Beitrag für mehr Biodiversität und gegen den Klimawandel und generieren somit sowohl sozialen als auch ökologischen Mehrwert.

Waldarbeit und Forstwirtschaft mit sozialem Mehrwert im Wein-, Most- und Waldviertel

Im Weinviertel sind es der Verein Landschaftspflege, LOK IN Mistelbach und WUK bio.pflanzen, im Mostviertel der Verein J.O.B und im Waldviertel der Verein Ökokreis, die mit ihren Tätigkeiten dazu beitragen, dass die 4 Waldfunktionen, nämlich die Nutz-, die Schutz-, die Erholungs- und die Wohlfahrtwirkung im Sinne der nachhaltigen Nutzung und Verantwortung für die Zukunft, zum Tragen kommen.

🌳 Landschaftspflege
Neben umfassenden Dienstleistungen für Privatkund:innen und Gemeinden im Bereich der – “nomen est omen” – Landschaftspflege bietet das gleichnamige Gemeinnützige Beschäftigungsprojekt in Sitzendorf an der Schmida Forstarbeits-Tätigkeiten von Auspflanzung bis Schlägerung, Pflegemaßnahmen, Reisig schneiden oder den Auf- und Abbau von Wildzäunen ebenso an wie die zuverlässige Säuberung verwachsener Gewässerläufe oder verunreinigter Windschutzgürtel. Für Waldbesitzer:innen übernimmt die Landschaftspflege die Schlägerung von Brennholz, spaltet es und schlichtet es am Forstweg. Zusätzliche Leistungen wie ofenfertiges Schneiden oder weiteres Aufschlichten können gerne vereinbart werden.

Landschaftspflege wird vom AMS Niederösterreich und vom Land Niederösterreich finanziert und unterstützt Menschen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt durch zeitlich befristete Beschäftigungsangebote und Arbeitstraining. Mitarbeiter:innen werden gemäß ihrer individuellen Fähigkeiten in der Arbeit mit unterschiedlichen Gerätschaften fachkundig geschult. Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch das Projekt selbst:verständlich. Mit dem durch den Digitalisierungsfonds der Arbeiterkammer Niederösterreich unterstützten Projekt hat das Soziale Unternehmen ein Lehr- und Lernmodell entwickelt, das – ganz im Sinne digitaler Inklusion – Mitarbeiter:innen niederschwellig, mittels einfacher Sprache und Lernvideos, auch an komplexere Arbeitseinsätze heranführt und sie optimal auf einen Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet.

🪵 LOK IN
ist ein Gemeinnütziges Beschäftigungsprojekt der Volkshilfe Niederösterreich in Mistelbach. Das engagierte Team führt Arbeiten in der Landschaftspflege – sowohl im kommunalen als auch im privaten Bereich – durch. Zum vielfältigen Angebot zählen u.a. Waldarbeiten wie Kulturpflege, Durchforstungen, Astungen und Einzelstammnutzung sowie die Herstellung von Brennholz.

LOK IN wird aus Mitteln des AMS Niederösterreich und des Landes Niederösterreich gefördert und bietet (langzeit-) erwerbsarbeitslosen Kund:innen des AMS Mistelbach Unterstützung beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Transitmitarbeiter:innen werden in mehrfacher Weise unterstützt: Die fachkundige Anleitung durch geschultes Personal ermöglicht ihnen, ihre Fähigkeiten zu erweitern. Outplacement soll in enger Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen und Kommunen ihre Chancen auf einen langfristigen Job ebenso erhöhen wie die gemeinsame Bearbeitung individueller Problemlagen. Dazu kommen diverse Trainings und Kurse, etwa im Umgang mit der Motorsäge.

🌱 WUK bio.pflanzen
– Soziale Landwirtschaft Marchfeld produziert und verkauft kontrolliert biologische Jungpflanzen, Kräuter, essbare Blüten und Gemüseraritäten, die u.a. beim Ab Hof Verkauf in Gänserndorf erstanden werden können – besonders zu empfehlen ist aktuell ein Besuch beim Frühlingserwachen am 14. April 2023.

Naturnahe und ökologische Grünraum- und Gartenpflege sowie Forstarbeiten im Bezirk Gänserndorf runden das Angebot ab. Die Mitarbeiter:innen WUK bio.pflanzen pflegen Wald- und Kulturflächen – ob im Naturschutzgebiet oder am Straßenrand – von der Aufforstung von Kleinflächen und der Jungbestandspflege über das Ausmähen von Pflanzreihen und der Errichtung von Wildschutzanlagen bis hin zur Schlägerung von Brennholz. Die Stärken des Sozialökonomischen Betriebes liegen in jenen Arbeitsbereichen, wo große Maschinen nicht einsetzbar sind, und viele Hände benötigt werden. Dort werden Arbeiten erledigt, die mit besonderer Sorgfalt und besonders selektiv erledigt werden müssen.

Der vom AMS Niederösterreich finanzierte Sozialökonomische Betrieb ebnet mit Beschäftigung, Beratung und Qualifizierung Menschen, die schon länger in keinem geregelten Arbeitsverhältnis standen, den Weg zurück ins Erwerbsleben.

🌳 J.O.B 
Die Mitarbeiter:innen des Vereins J.O.B arbeiten größtenteils an der Elektroaltgerätezerlegung inklusive Schadstoffentfrachtung und Rohstoffsortierung und übernehmen diverse Arbeiten in der Grünraumpflege im gesamten Stadtgebiet Waidhofen/Ybbs und im Wertstoffzentrum – aber nicht nur das: sie sind auch im Bereich der Forstwirtschaft tätig und betätigen sich aktuell an dem Projekt „Bienenweg“, der am Krautberg in Waidhofen/Ybbs entsteht. Es handelt sich um einen optimierten Lebensraum für Insekten mit einem Biotop, Mager- sowie Streuobstwiesen. Magerwiesen sind artenreichere Lebensgemeinschaften und stehen im Kontrast zu gedüngten und häufig gemähten Wirtschaftswiesen. Die Vielfalt an den Blühpflanzen stellt dann eine wertvolle Nahrungsgrundlage für vielerlei Insekten dar. Dies umfasst sowohl Nektar- und Pollenquellen für Bienen wie auch Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen.

Der Verein J.O.B wird aus Mitteln des Arbeitsmarktservice Niederösterreich, des Landes Niederösterreich und der Stadt Waidhofen/Ybbs gefördert und bietet beschäftigungslosen, arbeitsmarktfernen Kund:innen des AMS Waidhofen an der Ybbs die Chance auf den (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben, die Möglichkeit Berufserfahrung zu sammeln sowie Unterstützung bei Bewerbungen und individuellen Problemlagen zu erhalten.

🌲 Ökokreis  
Die Naturwerkstatt des Vereins Ökokreis mit Sitz in Ottenstein im Waldviertel übernimmt Aufträge im Bereich der Grünraumpflege und betreibt eine Holzwerkstatt sowie einen Hofladen, in dem Obst- und Kräuterprodukte erhältlich sind. Im vom AMS Niederösterreich und Land Niederösterreich finanzierten Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekt werden Personen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt am Weg dorthin (zurück) professionell begleitet. Dazu dienen geförderte Beschäftigung und prozessorientierte, psychosoziale Beratung sowie fachliche Qualifizierung.

Darüber hinaus bietet der Ökokreis eine Facharbeiter:innen-Intensivausbildung zum/r Garten- und Grünflächengestalter:in mit Zusatzmodul Landschaftspflege. Hier erlernen die Teilnehmenden auch viele Fertigkeiten, die eine zukünftige Beschäftigung im Bereich der Wald- und Forstwirtschaft ermöglichen: etwa die Handhabung unterschiedlicher spezifischer Arbeitsgeräte wie Motorsäge und Freischneider, oder das Ausführen verschiedener Fällschnitte. Biodiversitätsmanagement zählt nicht nur zu jenen Bereichen, in denen der Ökokreis als Vorreiter gilt: Ausbildungsteilnehmer:innen wird auch entsprechendes Wissen vermittelt und der Ökokreis bereitet sie somit auf Zukunftsbranchen am Arbeitsmarkt vor!

Schnittübungen beim Ökokreis, © Ökokreis

Shinrin Yoku und Social Forestry

In jenen Unternehmen, die im Bereich Wald und Forstwirtschaft tätig sind, profitieren die Transitmitarbeiter:innen neben der sachkundigen Anleitung durch Fachkräfte und Sozialarbeiter:innen auch von einem besonderen Arbeitsumfeld: gerade für Menschen, die schon längere Zeit ohne Erwerbsarbeit sind, bedeutet der Aufenthalt im Freien oft die Chance zum „Durchatmen”. Das Umfeld erweist sich zudem als eines mit sehr unterschiedliche Arbeitsfeldern – von niederschwelligen Tätigkeiten bis hin zu schwerer körperlicher Arbeit. Nachdem die Zielgruppe der Sozialen Unternehmen immer mehr auch mit physischen Belastungen zu kämpfen hat, gilt es, dies in der alltäglichen Arbeit auch stets zu berücksichtigen.

Zum Internationalen Tag des Waldes freuen wir uns besonders über den Mehrwert, der auf unterschiedlichen Ebenen erzielt wird, wenn sich Soziale Unternehmen in diesem Bereich betätigen:

💚 Sie hegen und pflegen den Kulturraum Wald und ermöglichen so etwa das, was in Japan als Shinrin Yoku, als “Waldbaden” bekannt – und mittlerweile zum internationalen Gesundheitstrend avanciert – ist.

💚 Sie tragen zu Social Forestry bei. Soziale Forstwirtschaft bewirtschaftet und schützt Wälder, forstet karge und abgeholzte Flächen auf  – immer mit dem Ziel, die ökologische, soziale und ländliche Entwicklung zu verbessern und voranzutreiben.

💚 Sie unterstützen Menschen, die schon länger keiner Erwerbsarbeit mehr nachgehen und womöglich aufgrund der oft rasanten Dynamiken am Arbeitsmarkt „den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen“, einen Weg zu finden, ihre Kompetenzen zu stärken und ihre Fähigkeiten zu entfalten.

Fachkräfte für Zukunftsbranchen

Private und kommunale Waldbesitzer:innen sind eingeladen, aus dem Pool der Transitarbeitskräfte Sozialer Unternehmen in diesem Bereich sowie der Absolvent:innen mit entsprechender Qualifizerungen zu schöpfen. Dies gelingt einfach und unkompliziert, indem man mit den Outplacement-Verantwortlichen der oben genannten Betriebe in Kontakt tritt. Die Betriebskontakter:innen der Sozialen Unternehmen unterstützen beim richtigen Matching mit potenziellen Mitarbeiter:innen.

Zum Ausklang dieses Beitrags zum Internationalen Tag des Waldes dürfen wir noch zu einem kleinen virtuellen Ausflug in die Wälder dieser Welt einladen:

🦌 Folgt diesem Link und macht euch mit uns auf den Weg in eine ökologisch und sozial nachhaltigere Zukunft!